Heinz Baumann in der Rolle des alten Herbert Wehner. Die Szene wurde in Schwarz-weiß gedreht.
Heinrich Breloer über das Dokudrama WEHNER – DIE UNERZÄHLTE GESCHICHTE, Teil 1: DIE NACHT VON MÜNSTEREIFEL:
„Wehner, der die SPD mit Godesberg auf den Boden der Realität zurückgeholt hat, schafft die Große Koalition, und Willy Brandt wird Außenminister. Mit der autonomen Entscheidung von Willy Brandt und Walter Scheel, in der Wahlnacht ohne Rückfrage bei Wehner eine kleine Koalition zu bilden, mit Brandt als Bundeskanzler, beginnt das Misstrauen Wehners. Beim Misstrauensvotum gegen den ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler gelingt es Wehner mit seinem Mitarbeiter Wienand, die Abstimmung so zu beeinflussen, dass dem designierten neuen Bundeskanzler der CDU die entscheidenden Stimmen fehlen. Später wird deutlich, dass hier auch die DDR mitgespielt hatte. […] Langfristig bereitet Wehner einen möglichen Wechsel vom seiner Meinung nach zu weichen Kanzler Willy Brandt zum härteren, realitätstauglicheren Helmut Schmidt vor. Der Anlass ist dann der DDR-Spion Guillaume, den man als Referent direkt an die Seite Willy Brandts platziert hatte. Wehner lässt Brandt noch mit Guillaume in einen Sommerurlaub fahren, bevor der Mann in Bonn verhaftet wird. Die Recherchen nach dem, was Guillaume gewusst hat, ergeben für den Geheimdienst nach Befragung der Begleitkommandos ‚Frauengeschichten‘, die von der Opposition aufgegriffen werden. Die Zeitungen werfen die Frage auf, ob Willy Brandt vielleicht durch das Mitwissen von Guillaume erpressbar geworden ist. Der Film gipfelt in der legendären Begegnung der beiden Politiker am 4. Mai 1974 in Bad Münstereifel. Brandt entscheidet sich nach einem langen nächtlichen Gespräch mit Wehner für den Rücktritt. Er hatte nicht mehr das Gefühl, dass Wehner bei den zukünftigen Kämpfen unbedingt an seiner Seite stehen würde. Helmut Schmidt wird neuer Bundeskanzler. Die erfolgreiche Kanzlerschaft von Helmut Schmidt war auch ein Sieg für Wehner, der die SPD als verlässliche staatstragende Partei durchgesetzt hat.“
(Quelle: Korrespondenz mit Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Januar 2012)
Bild: Michael Kloft