„Der Anthropologe der Republik“

Heinrich Breloer

Auf dieser Website präsentiert die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen Ausschnitte aus dem Produktionsarchiv, das der Autor und Regisseur Heinrich Breloer dem Haus am Potsdamer Platz in Berlin überlassen hat. Zugleich eröffnet das Museum damit ein neues Format. Dem interessierten Publikum ebenso wie der Wissenschaft und Forschung werden hier in einem ersten Schritt online so bislang nicht mögliche Einblicke in die Aufarbeitung von bedeutenden Vor- und Nachlässen aus der Film- und Fernsehgeschichte gegeben.

Entsprechend soll dieses Online-Archiv auch einen Beitrag zur Debatte um die Bewahrung und Vermittlung des audiovisuellen Erbes zu Beginn des 21. Jahrhunderts liefern.

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Vorwort

Peter Paul Kubitz (Programmdirektor Fernsehen) und Franziska Latell (Kuratorin)

Wie kein anderer steht der Autor und Regisseur Heinrich Breloer, geboren am 17. Februar 1942 in Gelsenkirchen, für eine Erzählform, mit der er, vor allem im Fernsehen, seit Jahrzehnten Maßstäbe setzt: das Dokudrama.

Mit dieser „offenen Form“ (Heinrich Breloer) hob er die traditionellen Grenzlinien zwischen Dokumentation und Fiktion auf. Mit ihr greift er seit den 1970er Jahren – oft gemeinsam mit seinem Mitstreiter, Freund und Kollegen Horst Königstein – zugleich die ganz großen Themen auf, die die bundesrepublikanische Gesellschaft politisch und kulturell bewegt und geprägt haben.

Heinrich Breloer untersucht die komplexen Verbindungen von offizieller Geschichtsschreibung und persönlicher Erinnerung, in denen dann und wann aber auch die Bedeutung des scheinbar Banalen oder Peripheren inmitten des Großen und Ganzen auf überraschende Weise zutage treten kann.

Heinrich Breloer, vielfach ausgezeichnet und mit Preisen bedacht, hat Fernsehprogrammgeschichte geschrieben, zahlreiche Epigonen gefunden und bleibt doch bis heute in seiner Art des Erzählens von Geschichten und Geschichte unübertroffen. „Anthropologen der Republik“ seien sie gewesen, sagt Horst Königstein heute im Rückblick über sich und Heinrich Breloer.

Auf dieser Website präsentiert die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen Ausschnitte aus Breloers privatem Produktionsarchiv, das der Regisseur in Gänze dem Haus am Potsdamer Platz in Berlin überlassen hat. Das Museum eröffnet damit zugleich ein neues Format.

Neben den zahlreichen Ausstellungen und Publikationen zur Film- und Fernsehgeschichte – national wie international – werden dem interessierten Publikum ebenso wie der Wissenschaft und Forschung jetzt in einem ersten Schritt auch online in dieser Form bislang nicht mögliche Einblicke in die Aufarbeitung von bedeutenden Vor- und Nachlässen sowie anderen Sammlungen aus der Film- und Fernsehgeschichte gegeben.

Rund 1.000 Digitalisate und kommentierte Objekte sind nun auf der Website des Museums zu sehen und zu studieren – ein Bruchteil des gesamten Vorlasses. Viele aufschlussreiche Materialien können aus rechtlichen Gründen noch nicht veröffentlicht werden, andere müssen zunächst noch aufwändig restauriert werden. Doch der Anfang ist gemacht.

Zahlen, Daten, Fakten, das ist das eine. Uns, den Verantwortlichen des Projektes, ist, zusammen mit dem Designer Rasso Hilber, auch die Frage wichtig, wie man die mit ihnen verbundenen Optionen in den neuen und sich weiterhin ausdehnenden Räumen gesellschaftlicher Öffentlichkeit sichtbar werden lässt.

Welchen Beitrag kann ein Schritt wie dieser hier für die Debatte um die Bewahrung und Vermittlung des audiovisuellen Erbes zu Beginn des 21. Jahrhunderts liefern? Wie muss die Architektur eines Online-Archivs angelegt sein, damit sie möglichst viele in das Gespräch über traditionelle, aktuelle und zukunftsweisende Formen unserer Erinnerungskultur und Wissensvermittlung einbezieht?

Die Themen, die Geschichten, die Arbeits- und Erzählweisen des Autors Heinrich Breloer sind für eine solche Unternehmung eine Steilvorlage. Sie provozieren geradezu die Suche nach einem neuen Ansatz archivischen Denkens und Handelns, bei dem nicht zuletzt die Kommunikation mit dem Publikum „draußen“ im Web auch denen „da drinnen“ in den Museen neue Perspektiven auf und für ihre Arbeit eröffnet, zum Nutzen für beide Seiten.

Die Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen fördert diesen neuartigen Internetauftritt des Museums finanziell. Mitgearbeitet beziehungsweise unterstützt haben das Online-Archiv außerdem die öffentlich-rechtlichen Kooperationspartner des Museums für Film und Fernsehen, vor allem der WDR, der NDR und das ZDF. Auf einer eigenen Seite danken wir ihnen und allen anderen Institutionen und Personen, die uns geholfen haben, noch einmal sehr herzlich, insbesondere auch allen Rechteinhabern, soweit wir sie ausfindig machen konnten. Ohne ihr durchweg unkompliziertes, großzügiges Entgegenkommen hätte dieses Archiv nicht online gehen können. Ihre Aufgeschlossenheit für Unternehmungen wie diese wird auch in Zukunft benötigt werden.